Sich überschneidende-, aber keineswegs deckungsgleiche Blickwinkel bieten die heutigen Bibeltexte. Gottes Willen wahrzunehmen und ihm so weit als möglich im eignen Tun zu entsprechen, das ist wohl die gemeinsame Mitte, das gemeinsame eigentliche Anliegen, das hinter beiden Bibeltexten steht – und die doch zu so weit auseinanderliegenden Haltungen und Verhaltensweisen führen können, wie sie dann im Evangelium zu Tage traten.
Was so manche medizinische Untersuchungen im Bezug auf die Gesundheit oder Krankheit eines Menschen als Ergebnis liefern,
es ist oft äußerlich noch nicht so offensichtlich.
Ja, Außen- und Innenansichten müssen nicht-, können sich aber sehr deutlich unterscheiden. - Und dies gilt wohl ebenso für die angemessene oder unangemessene Umsetzung von Gottes Willen.
Zwar wird vermutlich niemand unter uns als Christ alle jüdischen religiösen Gebote im Blick haben und sich ihnen verpflichtet fühlen, doch auch im Christentum tritt in vielen Bereichen eine große innere Spannung zu Tage, wie in angemessener Weise, dieser Wille Gottes erkannt und gelebt werden kann und welche Rolle dabei die ausformulierten Gebote und kirchlichen Regeln haben sollen oder können.
Und diese Spannung der Auslegungen, sie ist keineswegs gering oder unbedeutend. Jesus hat sie letztlich das Leben gekostet.
Aber auch innerhalb der Kirche im Heute führen solche unterschiedlichen Auslegungen immer wieder zu Konflikten und zu verordneten „Lösungen“, die wohl keineswegs immer der Sicht Jesu und seinem Umgang mit Gottes Willen entsprechen.
Es war schon Jesus bzw. seine Jünger, die auch im Abschnitt heute angegriffen und angeklagt wurden, - und auf die Jesus dann eindeutig re-agierte. Und es sind besonders traditionsverhaftete Kreise auch in der Kirche, die den Anspruch erheben, allein ihre Weise Liturgie zu gestalten, ihr Verständnis von der Wahrheit von Dogmen oder von Tradition, von Kirchengeschichte sei der von Gott allein gewollte und allein mögliche Ansatz den Glauben zu leben.
Jesus aber lebte anders. Gerade weil ihm Zeichen-Handlungen so wichtig waren, um Gottes Willen darin anklingen und durchscheinen zu lassen, war es ihm aber daran gelegen, dass sie wahrhaftig und von Herzenswärme und Barmherzigkeit geprägt seien und Gebote nie als Vorwand dienen dürfen, nicht zu lieben, nicht personenorientiert zu handeln.
Jesus, der erkannte, dass die finanziell kleine Spende einer armen Witwe im Tempel viel mehr wert war als finanziell viel größere Spenden Reicher, - oder der den Glauben auch so mancher Nicht-Juden so manchen von sich überzeugten, selbstgerechten frommen Juden gegenüber als für alle vorbildlich hervorhob, der die Demut und der Liebe mancher von frommen Kreisen abgestempelten Sündern als größer wahrnahm, als deren eigenen Glauben und Liebe,
Jesus, der dem Petrus auch nachdem dieser ihn in der Nacht vor seiner Kreuzigung verleugnet hatte, dann nach seiner Auferstehung doch den Hirtendienst für alle anderen übertrug,
… er wusste wohl wirklich zu recht zu differenzieren und
abzuwägen und tiefer zu schauen –
er erwartet solches Bemühen aber auch von jedem/ und jeder von uns -und von jedem in der Kirche, erst recht, wem ein geistliches- und Leitungsamt darin anvertraut ist.
Nutzen wir unsere Energien, nicht um andere zu be-urteilen, - das dürfen und sollten wir wohl getrost Christus, Gott selbst überlassen – nutzen wir unsere Energien, um von Herzen Liebe zu wagen
auch weit über jene Mindestmaße, die Gebote oft als Orientierung oder Leitplanken benennen. Denn Gott traut uns mehr zu !
Amen
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